Nach etwa 15 Jahren Mitgliedschaft im informellen Interlis-Kernteam und zwei Jahren in der offiziellen Nachfolgegruppe SOGI GGMM, habe ich mich kürzlich aus diesem Interlis-Gremium zurückgezogen. Der Grund liegt hauptsächlich darin, dass meine Prioritäten in der Geo-Normierung in Themen liegen, die in dieser Arbeitsgruppe nur peripher abgedeckt werden. Nichts destotrotz möchte ich aus diesem Anlass meine Gedanken zur Vergangenheit und Zukunft von Interlis festhalten.

Interlis-Support in GDAL/OGR

Im Jahr 2004 erhielt Sourcepole vom Kanton Thurgau den Auftrag, einen Interlis-Treiber für GDAL (damals OGR) zu entwickeln. Mit diesem Treiber können Interlis 1 Transferdaten im ITF-Format und Interlis 2 Daten im XTF-Format gelesen werden. Zusätzlich konnten Modellinformationen über einen Aufruf des Interlis-Compilers gelesen werden. Diese Abhängigkeit von einem externen Java-Tool wurde 2014 durch die die Nutzung des Metamodells (IlisMeta) abgelöst. Dieses Format ist ebenfalls normiert und kann für Interlis Modelle vorgängig generiert und bei Bedarf zusammen mit den Interlis-Modellen zur Verfügung gestellt werden.

GDAL Logo

Schon früh war auch ein eingeschänkter Support zum Schreiben von Interlis-Daten Teil des Treibers, welcher aber mangels Interesse nie in eine produktiv nutzbare Form gebracht wurde und schliesslich in Version 3.11.0 aus GDAL entfernt wurde. Die Idee war eine Nutzung über eine parallel entwickelte Python-Bibliothek, was aber fehlte, war eine Konfiguration zur Abbildung des relationalen Datenmodells von GDAL auf Interlis-Modelle.

2015 kam der lange vermisste Support von Kurvengeometrien dazu, bis dahin wurden Kurven immer zu segmentierten Simple Feature Geometrien umgewandelt, welcher im GDAL/OGR Kern von Even Roault umgesetzt wurde. In den letzten Jahren wurde der Treiber mangels Finanzierung leider kaum mehr gepflegt, erst dieses Jahr kam ein Auftrag zur Unterstützung von Interlis 2.4 zu Stande.

Stärken und Schwächen von Interlis

Interlis ist eine umfangreiche Sprache zur Beschreibung von Geodaten, sowie ein XML-basiertes Austauschformat. Es findet in der Schweiz eine breite Anwendung im Datenaustausch mit amtlichen Stellen.

Interlis ermöglicht die Spezifikation von Datenstrukturen mit umfangreichen Constraints und die Modellierung von Relationen.

Interlis Logo

Stärken:

  • Menschenlesbares Textformat
  • Umfangreiche Mittel zur Datenmodellierung
  • XML-Transferformat eignet sich gut zur Langzeitarchivierung

Schwächen:

  • Das objektorientierte Modell muss in der Praxis auf relationale Datenmodelle abgebildet werden
  • Der grosse Sprachumfang erschwert eine gelegentliche Anwendung
  • Das Transferformat eignet sich nicht zur Bearbeitung durch GIS-Tools

Dass auch unbefriedigende Datenmodelle mit Interlis erstellt wurden, sollte meiner Meinung nach nicht der Sprache angelastet werden, sondern ist hauptsächlich auf mangelhafte Entwicklungsprozesse zurückzuführen.

Da Interlis keine nennenswerte internationale Verbreitung gefunden hat, ist der Support in GIS-Tools immer noch rudimentär. Entwicklungen wurden durch Einzelakteure vorangetrieben und bruchstückhaft finanziert, da sich keine zentrale Stelle effektiv um Interlis kümmerte.

Ideen zur Zukunft von Interlis

Aus diesen Vor- und Nachteilen leite ich die folgende Vorschläge für die Zukunft von Interlis ab:

  1. Konzentration auf den Einsatz als Modellierungssprache

In diesem Bereich liegt der grösste Vorteil von Interlis gegenüber anderen verwendeten Sprachen wie XML-Schemas, JSON Schemas oder grafischen UML-Modellen. Interlis ist nicht in erster Linie auf die Maschinenlesbarkeit ausgelegt, sondern für Menschen direkt les- und schreibbar.

Ich würde mich deshalb auf gute Konverter für andere Schemaformate konzentrieren, sowie Tools zur Umwandlung in grafische Darstellungen zu entwickeln, welche wie z.B. Mermaid in Markdown-basierte Dokumentationsysteme intergiert werden können. Die Verbesserung des Nutzens als Modellierungssprache sollte als zentrales Ziel für die Weiterentwicklung von Interlis festgelegt werden.

  1. Offizieller Datenaustasuch mit validierbaren GeoPackages

Das Open Source Tool ili2gpkg bietet seit mehreren Jahren die Möglichkeit, Interlis-Daten in das OGC Standardformat GeoPackage zu konvertieren und wieder in ein konformes Interlis-Format zurückzuwandeln. GeoPackage kann von GIS-Tools gelesen und geschrieben werden und eignet sich deshalb sowohl als Austausch- als auch als Arbeitsformat. Mit dem Ilivalidator steht ein weiteres Tool zur Verfügung, um die Modellkonformität einer GeoPackage-Datei zu prüfen.

Es wäre deshalb ein sehr wichtiger Schritt, den Datenaustausch mit validierbaren GeoPackages offiziell zu unterstützen. Ein grosser Teil der Anwender könnte sich auf die Arbeit mit den GeoPackages beschränken und müsste nur für die Validierung spezielle Interlis-Tools nutzen. Damit könnte eine Effizienzsteigerung und Erleichterung im Datenaustausch mit Behörden erreicht, sowie die Problematik von fehlendem Interlis-Support in GIS-Tools entschärft werden.